'08 til Infinity

Am Mittwoch lief für NBA-Teams die Deadline ab, um eigenen Spieler aus dem Draft-Jahrgang 2008 langfristige Vertragsverlängerungen anzubieten - oder eben nicht. Ein paar Mannschaften konnten ihre Jungstars langfristig binden, manche machten von ihren Rechten keinen Gebrauch. Und wiederum andere Angebote wurden von Spielern und ihren Agenten einfach abgelehnt. Was dann unterm Strich bedeutet: Restricted Free Agency im Sommer 2012. Welche Auswirkungen die unterschiedlichen Moves der NBA-Manager haben, wird im Folgenden kompakt erläutert.


Kevin Love: 4 Jahre/62 Mio $ (Spieler-Option nach 3 Jahren)

David Kahn, das verkannte Genie, hat wieder zugeschlagen. Dass Kevin Love seine Vertragsverlängerung erhalten würde, war klar. Dass der Wolves-GM sich aber die Chance entgehen lässt, seinen besten Spieler so lange wie nur möglich zu binden, ist mal wieder typisch Kahn. Kleinkariert, knausrig, verkopft. Ich versteh schon, dass man sich hier als Team alle Optionen offen halten wollte. Dass man die Bird-Rechte an Love behält und ihn in 3 oder 4 Jahren wieder verlängern kann. Dass man den sogenannten 'Franchise-Tag' für Ricky Rubio reserviert hat. Aber Tatsache ist: das Small-Market Team in der geografisch unfreundlichsten Region der USA hat hier eine historische Chance verpasst. Love (24.9 PPG, 13.8 RPG) ist All-Star, Publikumsmagnet und einer der fünf besten Big Men der NBA. Unterm Strich der zweitbeste Wolves-Spieler aller Zeiten nach Kevin Garnett. Er wollte den längstmöglichen Deal (5 Jahre) und hat das auch mehrfach so bestätigt. Erst als klar wurde, dass Minny ihm den nicht geben wird, bestand Love auf der Out-Klausel nach Jahr 3. Wie gut es langfristig funktioniert, seinem Franchise-Spieler zu viele Vertragsoptionen zu belassen, wissen die Cleveland Cavaliers und Toronto Raptors nur zu gut. Kahn und die Wolves bauen darauf, dass man im hohen Norden bis 2014 einen ernsthaften Contender aufgebaut haben wird. Wie das mit vollgepacktem Cap, wenigen Draft-Picks (kein Erstrundenpick in 2012) und mittelmässigen Spielern wie Michael Beasley oder Darko Milicic gelingen soll, weiss der Teufel. Zumal kein Free Agent freiwillig in die Kältekammer Minneapolis wechselt. Alles in allem kann man wohl schon jetzt Love's prominenten Namen auf die FA-Liste 2014 setzen. Und sollte sich dann über seine vorzeitige Abreise in Richtung wärmere/kompetentere Gefilde (Los Angeles, wo er geboren und aufgewachsen ist) nicht allzu sehr wundern.

Eric Gordon: kein neuer Deal, Restricted Free Agent

Die New Orleans Hornets versuchten vergeblich, ihren designierten Franchise-Spieler zu verlängern. Der lehnte das Angebot der Hornissen aber ab. Man kann NO sicherlich keinen Vorwurf machen, dass sie Gordon für weniger als das Maximum binden wollten. So bewahrt man sich maximale Cap-Flexibilität. Kann der Shooting Guard Max-Zahlen auflegen? Kann er. Hat er bisher aber immer nur in kurzen Schüben gezeigt. Und war dann immer und immer wieder verletzt (67 verpasste Partien insgesamt). Auch in dieser Saison hat der 23-jährige schon wieder 17 von 19 Partien versäumt. Zeitpunkt der Rückkehr: unbekannt. Die Angebote werden im Sommer sicherlich von allen Seiten herein schneien, hat doch die halbe Liga Interesse und verfügbaren Platz unter dem Cap. Indiana, Gordon's Heimatstadt, gilt als grosser Favorit. New Orleans hat sich aber alle Optionen bewahrt. Mehr Jahre, mehr Geld, und die klare Franchise-Player Designation werden EG wohl langfristig im Big Easy halten - auch wenn er das schwächere Angebot der Hornets jetzt noch abgelehnt hat.

Danilo Gallinari: 4 Jahre/42 Mio $

So macht man das! Nuggets-GM Masai Ujiri hält George Karl's Wunschteam (no Stars, please) in Denver zusammen, indem er jeden einzelnen Leistungsträger langfristig bindet. Mit Ty Lawson, Nene und jetzt Gallinari steht nun der Nukleus für die nächsten Jahre. Gallinari hat sich unter Karl zu einem All-Star Kaliber Forward entwickelt. Seine Scorerfähigkeiten aus der Distanz gepaart mit der Aggressivität auf dem Weg zum Korb machen ihn zu einer Allzweckwaffe, die Karl's Philosophie explizit versinnbildlicht. Seine Skills im Pick'n Roll und als Verteidiger werden immer beeindruckender. Der erst 23-jährige wächst mit jedem Spiel und dürfte schon bald als einer der besten Forwards der Liga gelten. Obwohl bei einem Deal dieser Grössenordnung immer ein gewisses Restrisiko besteht, haben die Denver Nuggets ihren Kontrahenten ein Schnippchen geschlagen, indem sie Gallo vorzeitig vom Markt nahmen. Damit wurde dem sommerlichen Wettbieten um die Dienste des 'restricted Free Agent' ein Riegel vorgeschoben. Und wenn in Denver alle Stricke reissen sollten: solch ein junges Multitalent ist mit 10 Mio $ pro Saison moderat genug bepreist, um ihn via Trade loszuwerden. Alles richtig gemacht, Denver.

Nicolas Batum: kein neuer Deal, Restricted Free Agent

Eine prekäre Situation hat sich da im Nordwesten entwickelt. Portland, dass eigenen Angaben zufolge seinen Small Forward Nicolas Batum "sehr schätzt und weiterhin mit ihm plant und hofft, dass er langfristig ein Teil des Teams sein will", konnte sich trotz intensiver Verhandlungen nicht vor Ablauf der Deadline mit dessen Agenten Bouna Ndiaye einigen. Der forderte einen lukrativen zweistelligen Jahresbetrag für seinen Klienten. Batum (11.2 PPG, 4.2 RPG) spielt im Blazers-Spiel eine geringere Rolle als noch letzte Saison und kommt nur noch von der Bank. Solange Gerald Wallace da ist, wird sich daran auch nichts ändern. Der Franzose war sehr gekränkt, dass man ihm in Portland nicht mehr Achtung entgegen bringen wollte, und hat über seinen Agenten angekündigt, sich im Sommer "nur für andere Teams verfügbar machen zu wollen, nicht aber für die Trail Blazers." Interessenten mit Aussicht auf einen Starterplatz wird es sicherlich genug geben. Dumm nur, dass Portland das Recht hat, jedes Angebot für den 'restricted Free Agent' abzugleichen. Diese Schlammschlacht ist noch nicht vorbei.

Russell Westbrook: 5 Jahre/80 Mio $ (Max Deal)

Ein kristallklares Statement von Thunder-GM Sam Presti: "Wir sind ein Contender, und Russell ist einer unserer beiden Schlüsselspieler." Mit dem Maximum-Vertrag für den All-Star Point Guard arretiert Oklahoma City seinen Durant-Westbrook Nukleus und macht deutlich, dass man den eingeschlagenen Weg bis zum Ende gehen wird. Jegliche Trade-Spekulationen dürften damit ein Ende haben. Auch wenn der immens talentierte Guard seinen Coaches, Fans und Teamkollegen noch des öfteren massive Kopfschmerzen bereiten wird, so ist er doch der Spieler, der den Donner erklingen lässt. Alle anderen Championship-Puzzleteile liegen bereits. Es kommt jetzt auf RW an, das Bild zu komplettieren. Komplettieren, nicht den Rahmen sprengen!

OJ Mayo: kein neuer Deal, Restricted Free Agent

Der Shooting Guard spielt wohl seine letzte Saison im Memphis. Obwohl - oder gerade weil - OJ Mayo seine Form wieder gefunden hat, werden ihn die Grizzlies spätestens im Sommer ziehen lassen müssen. Die Bären versuchen schon seit gefühlten 10 Jahren, Mayo via Trade abzustossen. Und müssen wohl oder übel einsehen, dass man nicht imstande sein wird, die Angebote der anderen Teams im Sommer 2012 abzugleichen. Zu hoch ist die Payroll, die man bereits an Randolph/Gay/Gasol/Conley verpflichtet hat. Wenn Memphis seinen 6. Mann nicht als integrale Championship-Ingredienz betrachtet und gnadenlos überbezahlt, bleibt als sinnvollste Alternative, ihn vor dem 15. März zu traden. In Echt, diesmal...

Javale McGee: kein neuer Deal, RFA

Verständlich, dass die Wizards hier nicht gegen sich selbst bieten wollten. Obwohl McGee, der die NBA in Blocks (3.2) anführt, noch sehr jung ist und massenweise Potential in sich birgt (11.4 PPG, 9.3 RPG), hat er bisher noch nicht gezeigt, dass er über die nötige geistige und spielerische Reife verfügt, um als Eckpfeiler eines Teams behandelt zu werden. Als athletischer Freak auf der Center-Position wird ihm im Sommer sicherlich das grosse Geld zugeworden werden (Marktpreis für einen Center dieser Grössenordnung liegt bei min. 10 $ pro Saison). Aber die Wizards stehen an einer essentiellen Weggabelung und dürfen ihre nächsten Moves nicht überstürzen. Alle Rechte für McGee liegen nach wie vor beim Hauptstadt-Club.

Roy Hibbert: kein neuer Deal, Restricted Free Agent

Der sanfte Riese spielt seine bisher beste Profisaison (14.2 PPG, 9.8 RPG) und hat sich zu einem wichtigen Teilstück des Pacers-Spiels entwickelt. Indiana hat hier vergeblich versucht, ihn günstiger als zum Marktpreis zu verlängern. Solange sich ihm aber kein Buhler mit einem Max-Level Deal um den Hals wirft, werden ihn die Pacers im Sommer für ca. 10-12 Millionen pro Jahr halten.

Brook Lopez: kein neuer Deal, Restricted FA

War so abzusehen. Die Ungewissheit, die die Franchise vor dem geplanten Umzug nach Brooklyn umgibt, lähmt das General Management. Alles, wirklich alles, hängt von der ungelösten Dwight Howard Situation ab. Kommt D12 nicht wie schon lange geplant im Juli '12, ist auch Point Guard Deron Williams weg. Das ganze Kartenhaus stürzt zusammen, und man fängt wieder bei Null an. Erst wenn die grossen Dominosteine gefallen sind, entscheidet sich auch die Zukunft von Lopez. Der Hüne mit dem soften Touch laboriert noch immer an seinem Fussbruch und wird frühestens Mitte Februar auf den Court zurück kehren können. Ich befürchte, dass ihn die Nets in den darauf folgenden Wochen verheizen werden, um Orlando mit der Brechstange von Lopez als Franchise-Center überzeugen zu können. Was er - bei all seinen Skills - aber nicht ist.

Ryan Anderson: kein neuer Deal, Restricted Free Agent

Anderson ist einer ähnlichen Patt-Situation wie Brook Loopez in New Jersey, seine Zukunft unmittelbar abhängig von der Auflösung der Dwight Howard Vexierfrage. Der Forward spielt die beste Saison seiner jungen Karriere (16.6 PPG, 6.7 RPG). Seine Treffsicherheit von aussen harmoniert perfekt mit Howard's Inside Game und war massgeblich für Orlando's guten Saisonstart verantwortlich. Klar, dass die Magic ihn gerne behalten würden, sich den finanziellen Spielraum aber bewahren wollten. Unverständlich bleibt nach wie vor, wieso mittelmässige Spieler wie Jason Richardson und Glen Davis die längsten Deals im Team haben und zusammen 12 Millionen Dollar pro Jahr verschlingen. Alles in allem ein Rezept, bei dem sich Orlando gehörig die Finger verbrennen wird.


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