Albatrosse - Die miesesten Deals der Liga



Albatros (m., Albatrosse pl.)
1. (Diomedeidae), eine Familie von Seevögeln aus der Ordnung der Röhrennasen
2. monströser Spielervertrag zu horrenden Gehaltskonditionen, der den Salary Cap des betroffenen Teams in Geiselhaft hält. Meist im Besitz von Spielern, die ihren Zenit schon längst überschritten haben. Relikt aus vergangenen, besseren, produktiveren Tagen. In Fachkreisen manchmal auch 'Eddy Curry Vogel' genannt


Zur Info: nicht berücksichtigt wurden auslaufende Deals der aktuellen Saison 2010/11. Die Monsterverträge von Eddy Curry (11.3 Mio $), Peja Stojakovic (15.4 Mio $), Vince Carter (17.3 Mio $), Yao Ming (17.7 Mio $), Andrei Kirilenko (17.8 Mio $) oder Michael Redd (18.3 Mio $) sind zwar in der heutigen Zeit zum Haare raufen, werden aber vor der Deadline im Februar oder dann spätestens im Sommer für die jeweiligen Mannschaften sehr viel wert sein und können ergo nicht mehr als Albatrosse gelten. Dass Megastars wie Kevin Garnett (2 Jahre/40 Mio $) oder Dirk Nowitzki (4 Jahre/80 Mio $) absolut nicht in diese Kategorie fallen können, versteht sich denke ich von selbst. Auf zu den Dagobert Ducks der Liga aka. 'nichts tun und in Geld schwimmen':


Rashard Lewis (Orlando Magic)
3 Jahre/66.5 Mio $

Lewis' beste Tage liegen schon ein paar Jährchen zurück. 2006/07 um genau zu sein. Damals legte der Scharfschütze - noch in Diensten der Seattle Supersonics - 22.4 Punkte und 6.6 Rebounds pro Abend auf. Orlando sicherte sich im darauffolgenden Sommer die Dienste des damals 27-jährigen via Sign & Trade - und urinierte sich dabei selbst ans Bein. 118 Millionen Dollar war Lewis den Magic damals wert. Lewis' Punktausbeute, seine Trefferquote und seine Rebounding-Werte sinken seither in jeder Saison tiefer in den Keller. Im Moment sind es 11.8 Punkte und 4.5 Rebounds bei 41% aus dem Feld. Sein aktueller Deal läuft noch bis 2013. Dann wird Lewis, als 34-jähriger, ca. 24 Mio. $ verdienen. Insgesamt schulden die Magic ihrem Power Forward also noch 66 Mio $ in den nächsten 3 Jahren. Wow !


Joe Johnson
(Atlanta Hawks)
6 Jahre/124 Mio $

Der neue Mega-Deal von Joe Johnson, unterschrieben in diesem Sommer: im Schnitt fast 21 Millionen, bis einschließlich 2016. Das sagt eigentlich schon alles. Franchise-Player hin oder her, aber Johnson ist jetzt schon 29 Jahre alt und wird nicht mehr jünger. Seine Punktewerte befinden sich seit 2007 auf dem Weg nach unten. Und schlimmer noch: die Hawks scheitern Jahr für Jahr in der zweiten Playoff-Runde, denn JJ ist in Wirklichkeit gar kein Franchise-Spieler. Ein sehr guter Guard auf All-Star Niveau, ja. Aber nicht mehr. Wer Johnson bisher in dieser Saison spielen sieht, wird das Gefühl nicht los, dass er jetzt schon ein paar Gänge zurück geschaltet hat. Seine Durchschnitts-Stats (17.1 Pts, 40%) sind die schlechtesten seit 2004. Blöd für die Hawks, ja. Aber das muss JJ ja nicht mehr wirklich interessieren. Sein Sparschwein wird fetter und fetter - um 252000 Dollar pro Partie.


Elton Brand (Philadelphia 76ers)
3 Jahre/51.2 Mio $

Erst 2 Jahre ist es her, als die Philadelphia 76ers allen Ernstes dachten, mit Brand das entscheidende Puzzlestück zu einem ernsthafen Run auf die Ost-Krone erworben zu haben. Guter Witz, aber leider wahr. Philly lotste den ehemaligen All-Star Power Forward aus Los Angeles weg und stattete ihn mit einem lächerlichen 82-Millionen Vertrag für 5 Jahre aus. Oh, wie gerne würde man in der Stadt der brüderlichen Liebe die Uhr wieder zurück drehen. Brand erzielte als Sixer bisher schlappe 13 Punkte im Schnitt und konnte die in ihn gesetzten Erwartungen nie erfüllen. Philly dümpelt in den Niederungen der Tabelle herum und steckt mittlerweile im Full-Time-Rebuilding Modus. Iguodala wird bald getradet, nur Brand und seinen Albatross-Vertrag wird man einfach nicht los. Philadelphia schuldet seinem verletzungsanfälligen Big Man in den nächsten drei Saisons knapp 17 Millionen Dollar im Schnitt.


Baron Davis
(Los Angeles Clippers)
3 Jahre/42 Mio $

Davis' Geschichte wird auf ewig verbunden sein mit der seines ehemaligen guten Freundes Elton Brand. Davis verliess nach den erfolgreichsten Jahren seiner Profikarriere Golden State und heuerte 2008 als Free Agent in seiner Heimatstadt Los Angeles an. Der Plan: gemeinsam mit Brand als tödliche Inside-Outside Kombo die Clippers wieder in die Playoffs zu führen. Brand machte in letzter Sekunde einen Rückzieher. So schafften es die Ex-Kumpels, gemeinsam gleich zwei Franchises zu ruinieren. Davis unterschrieb erst einen 5-Jahres/65 Mio $ Deal und liess anschliessend seine Werte auf dem Platz auf magere 15 Punkte pro Spiel absinken - der schwächste Wert seit der Saison 2000/01. Gleichzeitig sorgt der Point Guard immer wieder für Negativ-Schlagzeilen. Seine mangelnde Fitness und offensichtliches Desinteresse lassen die Clippers langsam aber sicher die Geduld verlieren. Ein junges Team um Gordon, Griffin, Bledsoe und Aminu will aufgebaut werden. Davis stört mittlerweile die Chemie innerhalb der Mannschaft so sehr, dass in Clipper-Nation sogar über einen Buyout nachgedacht wird.


Rip Hamilton (Detroit Pistons)
3 Jahre/40 Mio $

Irgendwie haben es die Pistons um General Manager Joe Dumars versäumt, den ehemaligen Champion von 2004 stilvoll aufzulösen. Rip Hamilton unterschrieb 2008 eine Vetragsverlängerung, die ihn bis einschließlich 2013 an Detroit binden wird. Ganz bizarr: danach begann Dumars, einen Meisterspieler nach dem anderen via Trade aus der Stadt zu schicken: Ben Wallace, Chauncey Billups, Rasheed Wallace. Die Pistons spielen mittlerweile so schlecht, dass es ganz dringend an der Zeit wäre, den kompletten Rebuild einzuleiten. Hamilton mitsamt seiner eisernen Maske sind in Motown längst überholt. Und obwohl junge Spieler wie Ben Gordon oder Will Bynum Spielzeit satt im Backcourt erhalten sollten, daddelt Rip immer noch seine knapp 30 Minuten pro Abend auf dem Platz herum und nimmt den Youngstern die PT weg. Rip's Minuten, Punkte, Trefferquote und Assists sind in diesem Jahr die schlechtesten seit seiner Rookie-Saison 1999 - Tendenz weiter fallend. Schwer vorstellbar, dass ein Playoff-Team verzweifelt genug ist, sich die Dienste eines 32-jährigen auf dem absteigenden Ast zu sichern, der pro Jahr fast 13 Millionen verdient. Die Pistons stecken ganz tief in der Klemme.


Gilbert Arenas
(Washington Wizards)
4 Jahre/80 Mio $

Es ist noch gar nicht allzu lange her, da war Gilbert Arenas einer der explosivsten und gefährlichsten NBA-Spieler überhaupt. Zwischen 2005 und 2007 erzielte 'Agent 0' knapp 29 Zähler pro Abend. Grund genug für die Wizards, ihm 2008 einen neuen Vertrag anzubieten. Sein 111 Millionen Dollar Deal (6 Jahre) galt damals noch als Schnäppchen, weil Arenas auf knapp 20 Mio $ zugunsten des Salary Caps verzichtet hatte. Dumm nur, dass der Guard in den letzten drei Saisons dann gerade mal 47 von 246 möglichen Partien absolvieren konnte, während die Wizards in den NBA-Tabellenkeller abrutschten. Mit einem neuen Franchise-PG in John Wall und einem gezielten Fokus auf der Förderung junger Talente ist Arenas so überflüssig geworden wie ein Furunkel. Seinen Vertrag wird Washington aber wohl niemals los. Zu teuer, zu verletzungsanfällig, zu viel 'Baggage' - der klassische Albatros also, der alle potentiellen Käufer abschreckt.


Hedo Turkoglu (Phoenix Suns)
4 Jahre/44 Mio $

Wenn man mal ehrlich bleibt beim Suchen, dann kann man bei Hedo Turkoglu nur eine richtig gute Spielzeit in seiner 10-jährigen NBA-Karriere ausfindig machen: 07/08, als er sich in Orlando zur Go-To-Option im Angriff entwickelte, alle 82 Partien absolvierte und bärenstarke 19.5 Punkte im Schnitt erzielte. Es war die perfekte Situation für 'Turk'. Eine, wie sie oft nur einmal im Leben vorkommt. Toronto sah das offensichtlich anders und lotste den Türken mit einem 5-Jahres Vertrag (53 Mio $) nach Kanada. Das Experiment endete für beide Parteien im Desaster. Turk spielte seine schlechteste Saison seit 2004, die Raps verpassten die Playoffs. Nur ein Jahr später ist der mittlerweile 31-jährige in Phoenix gelandet - und auch hier wurde schnell klar, dass seine besten Basketball-Tage weit hinter ihm liegen. Seine Produktivität auf dem Platz ist gesunken, den Startplatz hat der Gunner aus Leidenschaft ebenfalls schon wieder verloren. Knapp 11 Millionen pro Saison für einen schnell alternden, fusslahmen Ersatz-Forward, der nicht reboundet und massenweise Dreier abfeuert ? So was macht Antoine Walker für viel billiger. Das werden vier ganz lange Jahre in Phoenix, AZ.


Brandon Haywood
(Dallas Mavericks)
6 Jahre/52.3 Mio $ (Teamoption in 2015/16)

Erinnert sich noch jemand an den Februar 2010 ? Haywood kam im Paket mit Caron Butler nach Dallas und galt für viele Experten als die entscheidende Verstärkung für die Mavs auf dem Weg zum ersten Titel. Die durchschnittlich knapp 9 Millionen Jahressalär für einen eindimensionalen Center, der offensiv zur Klette fürs eigene Team wird, nahm man in Cuban-Country gerne in Kauf. Wie sich nun herausstellt, hätte es knapp 20 andere Center gegeben, in die man lieber investieren hätte sollen. Haywood sitzt fast nur noch auf der Bank, nachdem er seinen Startplatz an Neuzugang Tyson Chandler verloren hat. 7+ Millionen für einen Backup-Center, der in dieser Saison (3.6 Pts, 5.1 Reb) die schwächsten Werte seiner Karriere produziert und schon über 30 ist - nur in Mark Cuban's Traumland fallen solche Albatross-Kontrakte nicht weiter ins Gewicht. Schwamm drüber...


Hasheem Thabeet (Memphis Grizzlies)
4 Jahre/24.8 Millionen (Teamoption ab 2012/13)

2.8 Punkte, 3.3 Rebounds im Schnitt. Draft-Pick 2. Irgend etwas stimmt hier nicht mit den Relationen. Ganz blöd aus Sicht der Grizzlies - sieht man einmal von den möglichen Verstärkungen des jungen Kaders via eines soliden Draft-Picks ab - ist die Tatsache, dass Draft-Plätze an festgesetzte Gehälter geknüpft sind. Und im Fall von Hasheem Thabeet heisst das: zahlen, bis der Arzt kommt. Für nichts und wieder nichts. Thabeet ist dermassen roh im Low-Post, dermassen unbeholfen in der Defensive (6.6 Fouls in 36 Minuten) und dermassen unbrauchbar unter dem gegnerischen Korb (Career High 10 Punkte), dass den Grizz langsam aber sicher die Ideen ausgehen. Einzeltraining, D-League und Extra-Einheiten mit NBA-Legende Hakeem Olajuwon haben alles nichts gebracht. Projekt-Spieler sind eher etwas für die 2. Draft-Runde. Den 2. Pick Overall und 5 bis 8 Mio $ jährlich sollte man darauf nicht unbedingt verschwenden.


DeSagana Diop
(Charlotte Bobcats)
3 Jahre/20.1 Mio $ (Spieleroption in 2012/13)

Diop kam 2002 in die Liga. Bekannt wurde er als Defensivspezialist in Dallas. Die Mavericks waren es auch, die auf die glorreiche Idee kamen, eine handvoll Rebounds und den gelegentlichen Blocked Shot mit 32 Millionen Dollar für 6 Jahre zu entlohnen. Sowas passiert schonmal, wenn man wie Mark Cuban vor lauter Geldreserven nicht weiss wohin mit den grünen Scheinchen. Lange Rede, kurzer Sinn: Diop war seine Piepen noch nie wert. Von allen Mannschaften musste der Senegalese ausgerechnet in Charlotte landen. Als hätten die Low-Scorer ohnehin nicht schon genug Sorgen, müssen sie die nächsten Jahre auch noch einen chronisch überbezahlten Center mitschleifen, der seit 2008 (inkl. diese Saison) folgende Durchschnittswerte vorweise kann: 1.3 Punkte, 2.8 Rebounds, 0.6 Blocks, mehr als 6 Millionen Jahressalär. Wer will jetzt schon darauf wetten, dass Diop im Sommer 2012 ganz selbstlos seine Spieleroption zieht (7.4 Mio $) und dann auf der Ersatzbank kleben bleibt ?


Honorable Mentions: Jose Calderon (3 Jahre/29 Mio $), Marvin Williams (4 Jahre/30 Mio $), Matt Carroll (3 Jahre/12 Mio $), Andris Biedrins (4 Jahre, 36 Mio $), Luke Walton (3 Jahre/17 Mio $)


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