Playoff-Donuts, 7. Mai




Grüne Zeitmaschine: Boston liebäugelte mit einem vorentscheidenden Heimsieg und der 3-1 Serienführung vor dem Duell mit den Hawks, die ausgleichen mussten, um ernshaft im Geschäft zu bleiben. Damit sich die Serie nicht unnötig in die Länge zieht, hatten die Celtics und ihre durchschnittlich 85 Jahre alten Leistungsträger einen einfachen Plan: vom ersten Sprungball an das Geschehen im TD Garden an sich reissen und den Gästen das eigene Spiel diktieren. Die grünen Colts rauchten gleich zu Beginn wie Red Auerbach Zigarren, Boston traf aus allen Lagen. Paul Pierce erzielte 24 Punkte in brutal effizienten 18 Minuten und beschloss dann, dass ihm der Fahrradergonometer am Seitenrand mehr abverlangen würde als die Hawks. PP34 schwang sich zu Beginn des Dritten auf's Velo, um sein lädiertes Knie zu rehabilitieren, während die Kobolde einem nie gefährdeten 101-79 entgegen cruisten. Boston traf 51% seiner Feldwürfe, 11 Dreier und kam dabei nicht einmal ins Schwitzen. Rajon Rondo spielte noch einen Ticken besser als bei seinem Triple Double in Partie drei und stellte neben seinen 20 Punkten und 16 Assists auch noch eine neue persönliche Bestmarke in erfolgreichen Dreiern auf: zwei.

Red Hawk Down: Eigentlich hatten die Hawks vor der Partie genügend Grund zum Optimismus. Nicht nur, dass man mit einem Sieg den Heimvorteil zurück hätte erobern können. Josh Smith, immerhin der wichtigste Mann bei den Falken, war wieder in der Lineup. Die Hawks erzielten in den ersten drei Partien plus 12.6 Punkte, wenn Smith auf dem Platz stand. Ohne ihn waren es minus 17.3. Ein gigantischer Unterschied. Noch besser: Al Horford gab sein Comeback und stand, mehr als drei Monate nach seiner schweren Brust-/Schulterverletzung, wieder auf dem Parkett. Der All-Star Forward lieferte mit 12 Punkten und 5 Rebounds eine beeindruckende erste Partie ab. Das alles half den Hawks aber überhaupt nichts, weil sie kollektiv nie für dieses Spiel bereit waren. Joe Johnson (9 Punkte, 3 Assists) blieb zum dritten Mal blass und spielte schlechter als Erick Dampier, während ATL zur Pause bereits mit 64-41 im Hintertreffen lag. 120 Millionen, Playoff-Leistungen, Verantwortung, ich will nicht schon wieder damit anfangen...

Karriereende?: Zarte Gemüter sollten das Video am Besten überspringen. Die Art, wie Baron Davis Kniescheibe beim Fast Break aus seiner Halterung springt und das gesamte Bein weg knickt, gepaart mit der ersten Diagnose direkt im Anschluss (Kniescheiben-Luxation) und dem fortgeschrittenen Alter/mangelnden Fitnesszustand von Boom Dizzle lassen befürchten, dass es das gewesen sein könnte für Davis und seine NBA-Karriere. Schnelle Genesung, BD!




Off the Schneid: Endlich, endlich! Die New York Knicks gewinnen einen Krimi im Madison Square Garden und zum ersten Mal seit 2001 wieder ein Playoff-Spiel. Carmelo Anthony (41 Punkte) war der entscheidende Mann auf dem Feld und zeigte ein etwas diversifiziertes Spiel als in den bisherigen Partien. Anstatt permanent zu isolieren und lange Sprungwürfe zu nehmen, vermischte er das bekannte Melo-Iso mit Post-Ups, Cuts zum Korb und einem so ansehnlichen wie erfolgreichen Two Man Game mit Amare Stoudemire, der sich mit einem 20/10 Double Double trotz unbrauchbarer linker Hand für seine dumme Aktion nach Spiel zwei rehabilitierte. Anthony ist damit erst der dritte Knicks-Spieler überhaupt, der in einem Elimination Game 40 oder mehr Punkte erzielt (Patrick Ewing, Bernard King). Die völlig dezimierten Knicks und der MSG liessen sich von Davis' schwerer Verletzung emotional mitreissen und zu einem immens wichtigen Sieg gegen die übermächtigen Miami Heat tragen - wenn nicht für den Ausgang der Serie, dann zumindest für's eigene Selbstbewusstsein und die Identität in der kommenden Saison.

Das war...: seltsam. Immer wenn man denkt, Miami hat es endlich geschnallt, passieren Dinge wie gestern Abend. Die Heat hätten sich der Gastgeber entledigen müssen, erst Recht, als denen auf Point Guard die Optionen ausgingen und Tyson Chandler Foulprobleme bekam. Statt dessen gestatteten die hohen Favoriten ein zweistelliges Knicks-Comeback und verblüfften dann auch noch mit einem völlig missglückten letzten Angriff, als Dwyane Wade mehrere Optionen nicht nutzen konnte und sich zu einem Verzweiflungsdreier abdrängen liess. Hätte LeBron James den Ball bekommen müssen? Diese Frage müssen die Heat intern klären. Und wenn sie schon dabei sind, auch noch folgende gleich mit: warum versuchte es Erik Spoelstra den ganzen Abend lang mit einem völlig überforderten Shane Battier auf Anthony, anstatt LeBron auf den Topscorer anzusetzen? Wie gesagt: seltsam.

Bibby der Held: Mein Kumpel Rob vom grossartigen NYKnicksjournal hatte es irgendwann zu Beginn des letzten Spielabschnitts in den Äther gezwitschert: "Bibby wird zum Helden - ihr werdet sehen!" und behielt natürlich Recht. Der ex-Heat Spieler revanchierte sich bei Dwyane Wade (der mit dem Schuh-Wurf) und seinen alten Kollegen mit dem grössten Wurf der Partie, einem Corner Three Ball zum 84-81 weniger als 90 Sekunden vor Schluss.



Lin Comeback?: "Linsanity" ist schon ewig her, und man hatte Jeremy Lin für diese Saison eigentlich schon abgehakt. Nach der nächsten verheerenden Verletzung im Knicks-Backcourt bleibt Mike Bibby aber der einzige verbliebene Aufbauspieler im Team und zwingt den Club am Hudson so zum Handeln. New York wird Lin, der seit dem 24. März aufgrund eines Haarrisses im Meniskus nicht mehr gespielt aber in den letzten Tagen sein Trainingspensum intensiviert hat, am heutigen Montag genauestens unter die Lupe nehmen und seinen Status für die Partie am Dienstag Abend reevaluieren. Ob er spielen kann - und wie sehr er den Knicks dann helfen könnte - bleibt Gegenstand wildester Spekulationen.




Team der brüderlichen Liebe: Als Derrick Rose in Spiel eins zu Boden ging, witterte Philadelphia seine Chance. In Spiel zwei tankte die junge Truppe von Head Coach Doug Collins, vor Wochen noch selbst von teaminternen Unruhen und langen Niederlagenserien durchschüttelt, gehöriges Selbstvertrauen. Und legte gleich nach, gewann auch Spiel drei, in dem sich dann auch noch Joakim Noah schwer verletzte. Es ist nicht Philly's Schuld, dass die Bulls ohne ihren beiden besten Spieler jeglichen Biss verloren haben und in der Offensive nicht mehr wissen, wo ihnen die Hörner stehen. Jrue Holiday, Spencer Hawes und der Rest der 76ers tun einfach nur das, was Nötig ist, um den schwer angeschlagenen roten Bullen zu erlegen. Treffen ihre offenen Würfe, schützen den eigenen Ballbesitz (weniger als 8 Turnover pro Spiel in den letzten drei) und zwingen die Bulls mit exzellenter Defensive in langsame fünf gegen fünf Sets, wo denen eindeutig die Optionen ausgegangen sind. Das schweist die Sixers zusammen, und stärkt ganz nebenbei auch wieder die Bande zu Head Coach Doug Collins, den die Mannschaft zwischenzeitlich verrufen hatte.

Bank is beautiful: Zumindest war sie das in Spiel vier zwischen Los Angeles und Denver, das die Lakers knapp mit 92-88 für sich entschieden. Andrew Bynum blieb über 35 Minuten fokussiert und erzielte 19 Punkte und 7 Rebounds. Pau Gasol zeigte sein gefürchtetes All-Around Spiel mit 13/9 und 6 Assists. Kobe Bryant war Topscorer der Partie mit 22. Aber es waren die Rollenspieler, die LA zu einem möglicherweise vorentscheidenden Sieg und der 3-1 Führung ballerten. Ramon Sessions erzielte 12, Jordan Hill machte ein bärenstarkes Spiel und griff sich ein Double Double (12 Punkte, 11 Rebounds), während der oft gescholtene Steve Blake mit acht seiner zehn Punkten (zwei Dreier) im Schlussviertel zum Matchwinner avancierte. Sollten die Reservisten solche Leistungen konservieren und im Laufe der Playoffs konstant abrufen können, steigen die Meisterschaftschancen der Lakers ins Unermessliche. LA kann nun am Dienstag im heimischen Staples Center alles klar machen und sich für das hoch antizipierte Conference Halbfinale gegen Oklahoma City in die Teilnehmerliste eintragen.

Und noch einmal...: weil's so gut war...'The Blake Face'. Heute Abend steigt die mit Spannung erwartete vierte Partie in der besten Serie weit und breit, Memphis vs. LA Clippers. Wer macht das Spiel?





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