Dunkle Wolken über Orlando



Die Saison in Orlando ist noch keine drei Tage vorbei, da haben sich die "Dwight Howard nach New Jersey oder Los Angeles" Geschichten bereits selbständig gemacht im Internet-Äther. Und wen wundert's ?

Die Art und Weise, wie sich die Magic sang- und klanglos aus der Postseason verabschiedeten, wirft viele Fragen auf. Die betreffen natürlich in erster Linie All-NBA Center und Verteidigunsspieler des Jahres, Dwight Howard. Dessen aktueller Vertrag läuft in einem Jahr aus, die Verlängerung ist noch nicht unterschrieben (GM Otis Smith behauptet, ein Angebot liege bereits vor, während Howard das bei seiner Abschlusskonferenz nach der Niederlage in Spiel 6 gegen Atlanta entschieden dementierte). Und obwohl Howard eher der loyale Typ ist und bisher immer betont hat, auch langfristig beim einzigen Proficlub bleiben zu wollen, den er kennt, tickt die Uhr der Nicht-ganz-so-Magischen spätestens nach dem unschönen Erstrunden-Ausscheiden in dieser Woche gegen Atlanta laut und unerbittlich. Man darf ganz offiziell nervös sein in Südflorida, und das durchaus zurecht. Auch Howard versteht die Attraktivität grosser Märkte wie New York/Los Angeles und weiss um die potentielle Gefahr, seine besten Sportlerjahre bei einem mittelmässigen Team zu vergeuden.

Das Management muss seinem Big Man, dem wirklich
wichtigsten Spieler der Liga, nun unmissverständlich klar machen, dass es alles daran setzen wird, um ihm eine Mannschaft mit Championship-Kaliber an die Seite zu stellen. Dass man langfristig im Konzert der Grossen mitgeigen will. Und um Titel mitspielen. Jahr für Jahr. Eines ist klar: die aktuelle Lineup erfüllt diese Anforderungen bei weitem nicht.

Das gesamte Team versagte in den Playoffs auf ganzer Linie, traf gerade mal 36% seiner Wurfversuche aus dem Feld (minus Howard, der mit 27 PPG, 15.5 RPG und 63% FG dominierte) und potenzierte damit die Probleme beim Vizemeister von 2009. Die Leistungskurve in Orlando zeigt seit der Finalteilnahme vor drei Jahren stetig nach unten. Auch der Blockbuster-Trade im Dezember, bei dem mit Turkoglu, Richardson und Arenas gleich drei neue Stars verpflichtet wurden, verpuffte schnell und verfehlte die beabsichtigte Wirkung: ein erneutes Ticket ins NBA-Finale, zumindest aber ein zuversichtlich in die Zukunft blickender Franchise-Center.

Der muss sich nun mit der Ungewissheit eines alternden, überbezahlten Kaders und schwerwiegendender Personalprobleme abfinden, während er im Sommer wie verbissen an sich arbeitet. Howard wird sicherlich weiter zulegen, körperlich wie spielerisch, und in 6 Monaten noch stärker zurück kehren. Ob man das von Orlando behaupten kann, ist nicht gesichert. Der Vertrag von Jason Richardson läuft aus, und Smith muss sich gut überlegen, ob J-Rich's Leistungen ein 8-stelliges Jahressalär wert sind (derzeit 14 Mio $ Gehalt, in den Playoffs aber nur mickrige 10 PPG). Hedo Turkoglu hat mittlerweile noch weniger drauf als die Pizza Margharita, die er so gerne in Halbzeitpausen verschlingt (peinliche 29% Quote in den Playoffs), ebenso wie Gilbert Arenas, der nicht einmal mehr einen Zehntel seines Preises wert ist. Das Schlimme für die Magischen: allein das Duo Turkoglu/Arenas verdient in den nächsten drei Jahren 92 Millionen Dollar - fast ein Drittel des Salary Caps also für zwei Basketball spielende Wasserleichen. Deren Verträge wird Orlando nie wieder los. Es sei denn, man schliesst sie in einem Trade mit Dwight Howard ein - und das hat Smith bereits mehrfach ausgeschlossen.

Der restliche Kader gibt personalmässig auch nicht viel her. Die einzigen Trade Assets wären Ryan Anderson und Brandon Bass, zwei junge, talentierte Big Men, die Orlando aber genauso gut gebrauchen kann, sowie mit Abstrichen Distanzschütze JJ Redick. Man kann die realistischen Tauschszenarien, d.h. Verbesserungsmöglichkeiten der Magic also an Mickey Maus' Fingern abzählen. Und dank einer katastrophalen Salary Cap Situation, die mehr an den desaströsen US-Haushalt erinnert als an einen wirtschaftlich erschwinglichen Small Market Ballclub, ist der Supergau in Südflorida - inklusive Abgang des Franchise-Spielers - wohl nur noch eine Frage der Zeit.


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