NBA Draft 2011



Und wieder einmal ein legendärer NBACHEF live Blog, diesmal leicht zeitverzögert und aus dem Prudential Center inmitten des New Yorker Sumpfs (Jersey).

Trade-Alarm: Gleich eine Blockbuster-Trade Nachricht, bevor überhaupt der erste Spieler dem Imperator David Stern die Hand schütteln darf. Charlotte tätigt den nächsten und letzten Schritt in Richtung 'All Out Rebuilding' und schickt Stephen Jackson nach Milwaukee. Dort enden auch Shaun Livingston und Beno Udrih (Sacramento). Die Kings erhalten dafür John Salmons und die Rechte am 10. Pick im Draft, während sich die Bobcats die Dienste von Corey Maggette sichern - zusammen mit dem 7. Draft-Pick am heutigen Abend.

1. Obwohl ich wie gesagt Derrick Williams für den besten Spieler (sowohl jetzt als auch in Zukunft) dieses Jahrgangs halte, kann man die Auswahl der Cavaliers nicht kritisieren. Kyrie Irving galt wochenlang als klare Nummer 1, wenngleich sich Cleveland nicht in die Karten schauen lassen wollte. Nun ist es also amtlich. Irving wird beizeiten das neue Franchise-Gesicht der Edelmänner werden, tritt aber seine Rookie-Saison im 'Mistake by the Lake' als Ersatzspieler von Baron Davis an. Schlechtes Omen ?

2. Wolves-Manager Kahn pickt Derrick Williams, den vielseitigen Kombo-Forward von den Arizona Wildcats. Die Androhung, hier Enes Kanter zu ziehen, blieb nichts als leere Drohung, auf die kein Tradepartner auch nur im geringsten reinfiel - was wieder einmal Kahn's nicht vorhandene Bluffer-Qualitäten unterstreicht. Talentmässig ist der Pick natürlich nachvollziehbar - weniger jedoch, wenn man bedenkt, dass bei den Welpen bereits Michael Beasley, Kevin Love, Anthony Randolph, Wesley Johnson und Martell Webster die SF/PF Position belegen. Ich hoffe stark, dass Kahn einen Trade in petto hat. Die Wolves brauchen Veteranen, die wissen, wie man gewinnt.

3. Ein weiterer Türke in der Mormomenstadt: Enes Kanter wird künftig für die Utah Jazz spielen, wo er neben Mehmet Okur auflaufen wird. Wirklich überraschend ist die Wahl des türkischen Big Man nicht - macht aber so gut wie gar keinen Sinn aus sportlicher Sicht. Zunächst einmal muss Kanter das Niveau von Okur, Al Jefferson, Paul Millsap und/oder Derrick Favors erreichen - woher aber die Einsatzzeiten für alle nehmen und nicht stehlen ? Wenn man noch bedenkt, dass Kanter noch nie über einen längeren Zeitraum Basketball gespielt hat, ein zumindest fragwürdiger Pick aus Jazz-Sicht.

4. Tristan Thompson geht zu den Cavaliers - die erste grosse Überraschung des Drafts. Diesen Pick hatte wirklich keiner auf der Rechnung, zumal die Cavs hier eigentlich Jonas Valanciunas anvisiert hatten. Dessen Vertrags-Buyout-Problematik aber scheint letztendlich die Gunst in Richtung Thompson verschoben zu haben, der als solider Big Man gleich von Beginn an seinen Beitrag in Cleveland leisten wird - nicht erst in ein paar Jahren. Als defensivstarker Center verleiht Thompson dem Frontcourt der Cavs einen echten Banger, der sich an der Seite von Varejao und Hickson gut in die Liga integrieren dürfte.

5. Jonas Valanciunas ist ein Toronto Raptor. Dort kann er von seinem Landsmann Linas Kleiza die Nuancen des NBA-Spiels erlernen - vorausgesetzt Kleiza ist noch da, wenn Valanciunas mal über den Teich kommt. Man sollte nicht schockiert sein, dass sich die Euro-All-Stars von Bryan Colangelo einen weiteren Spieler vom alten Kontinent geschnappt haben. Valanciunas wird im System des neuen Head Coaches Dwayne Casey eine prominente Rolle spielen und voraussichtlich der Center der Zukunft in Toronto sein. Ob Andrea Bargnani dann auch noch in den Planungen der Dinos eine Rolle spielen wird, bleibt nach dem Pick heute abzuwarten.

6. Ein sehr solider und wohl auch genauso antizipierter Pick der Wizards an Sechs. Jan Vesely stand schon lange auf dem Wunschzettel der Zauberer. Ein athletischer, tougher Big Man, der neben John Wall und Javale McGee für haufenweise Highlights in seiner Rookie-Saison sorgen dürfte. Vesely und die Wiz, das passt.

7. Charlotte (via Sacramento) Die Kings dürften sich ziemlich genau jetzt in den Arsch beissen. Brandon Knight wäre an dieser Stelle noch verfügbar gewesen. Damit hatten die Verantwortlichen in Sacramento natürlich nicht gerechnet, als sie vor dem Draft absichtlich nach unten tauschten. Ihr Pick ging an die Bobcats, die hier mit Bismack Biyombo einen der besten Verteidiger des Jahrgangs verpflichten. Dank seiner Spielweise empfiehlt sich der Kongolose (neben Tyrus Thomas) als Frontcourt-Spieler der Zukunft in Charlotte. Die Zeiten von Kwame Brown und Nazr Mohammed als Starter dürften damit offiziell der Vergangenheit angehören. Eine baldige Bobcats-Playoff-Teilnahme damit aber auch.

8. Die Pistons wollten unbedingt einen Verteidiger/Rebounder, verpassen aber sowohl Thompson (ihre 1. Wahl) als auch Biyombo (2. Wahl). Mit viel Glück ist aber noch Brandon Knight hier an Bord, der noch vor ein paar Stunden in vielen Mock Drafts an Nummer 3 geführt wurde. Ich bin gespannt, ob und wie Knight, der Pistons-Fans sicherlich ein wenig an Chauncey Billups erinnern wird, mit Rodney Stuckey im Backcourt co-existieren kann (zumal beide lieber den eigenen Abschluss suchen, anstatt das Spiel zu machen) - oder ob einer von beiden ab Herbst bei einem neuen Verein seine Brötchen verdienen wird.

9. Und wieder die Bobcats mit ihrem ursprünglich 9. Pick. Gezogen wird: Kemba Walker. Teampräsident Michael Jordan hat einen dokumentierten Draft-Fetisch für NCAA Championship Guards, und Walker ist da keine Ausnahme. Mit DJ Augustin spielt aber schon ein viel zu kleiner Lead Guard auf der Eins. Wer setzt sich durch, wer wird getradet? Kawhi Leonard als Small Forward der Zukunft wäre für die Luchse eine perfekte Wahl gewesen.

10. Die Kings (via Milwaukee) wollten die ganze Zeit Jimmer Fredette, und den bekommen sie auch. Nicht unbedingt, um nächstes Jahr mehr Spiele zu gewinnen, sondern weil sich mit dem Jimmer massenweise Tickets absetzen lassen. Für finanziell angeschlagenen Besitzer wie die Maloofs also ein reiner Business-Move. Wie Fredette an der Seite von Tyreke Evans im Backcourt funktionieren wird, hängt viel von der allgemeinen Stimmung im Team ab. Mit Fredette, Evans, Salmons, Cousins, Thornton, Garcia und Thompson fliesst jetzt vielleicht ein bisschen zu viel Testosteron in der Kings-Umkleide.

11. Golden State wählt Klay Thomson mit dem 11. Pick. Der erste Shooting Guard, der in diesem Jahr weggeht. Thompson ist ein purer Shooter, der somit wohl essentiell als Nachfolger von Monta Ellis im Warriors-Backcourt feststehen dürfte. Thompson ist grösser als Ellis und ein eher traditioneller Zweier, der wohl besser mit Stephen Curry harmonieren wird. Bleibt die Frage, wo Ellis letzten Endes landet ? Ein Trade scheint nun unausweichlich...

12. Utah wählt mit seinem zweiten Lotterie-Pick Shooting Guard Alec Burks. Burks kann nichts herausragend, füllt aber mit seiner athletischen Spielweise auf der Zwei ein Bedürfnis bei den Jazzern. Mit Burks und Kanter haben die Musiker nun ihre gewünschte Inside/Outside Paarung im Draft komplettiert.

13. Markieff Morris ist der grössere, bulligere der beiden Morris Zwillinge - aber auch der weniger talentierte. Erstaunlich, dass er dennoch vor seinem Bruder gezogen wird. Phoenix war bereits im Vorfeld von Markieff (ein echter Power Forward) mehr begeistert als von seinem Bruder. Insgesamt bereits das 3. mal in den letzten 4 Jahren, dass die Suns einen von zwei Zwillingen im Draft auswählen (Griffin, Lopez).

14. Hat dann doch nicht allzu lange gedauert: Marcus Morris geht als 14. Pick an die Rockets. Der Kombo-Forward ist damit direkt nach seinem grösseren Bruder (und letzter Spieler der Lotterie) weg und ist ganz nach dem Geschmack von Manager Daryl Morey. Obwohl der ex-Jayhawk in einem vollgepackten Raketen-Frontcourt (Scola, Patterson, Jordan Hill) zunächst kaum Spielzeit bekommen wird, winkt ihm eine lange Profikarriere dank seiner Treffsicherheit und Back-to-the-Basket Skills.



Trade-Alarm: Interessanter Trade zwischen San Antonio und Indiana: die Pacers wählen an Nummer 15 Kawhi Leonard, den sie dann zusammen mit ihrem Zweitrundenpick (42.) und den Rechten an Erazem Lorbek zu den Spurs traden. Im Gegenzug erhält Indiana den Point Guard George Hill, der noch bis vor kurzem als 'untouchable' galt.

15. Ein fantastischer Trade für San Antonio (via Indiana): Kawhi Leonard, der eigentlich zu den Pacers sollte, ist ein unheimlich aktiver Small Forward, der dank seiner energischen Spielweise schon in seiner Rookie-Saison einen Einfluss auf das Spiel der Spurs nehmen und möglicherweise die alte Truppe beflügeln wird. Ich hatte Leonard dank seiner Vielseitigkeit irgendwo in meiner Top-10 gerankt.

16. Philadelphia war dringend auf der Suche nach Grösse. Die bekommen sie auch mit dem wohl grössten Spieler im Draft. Nikola Vucevic ist ein treffsicherer 2,13m Center, der sich in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert hat und eine lange Profikarriere haben wird. Definitiv ein Upgrade gegenüber den Center-Lösungen der Vergangenheit in der Stadt der brüderlichen Liebe (Hawes, Dalembert).

17. Die Knicks wollten entweder ein Center-Upgrade, oder aber eines im Backcourt. Da alle interessanten Big Men zu diesem Zeitpunkt bereits vergriffen sind, wählt Donnie Walsh den Kombo-Guard Iman Shumpert - einen defensivstarken Spieler, der vorne massive Schwierigkeiten zu haben scheint. Die Knicks-Fangemeinde hier in Newark buht sich die Seele aus dem Leib.

18. Die Wizards selektieren mit ihrem zweiten Erstrundenpick Chris Singleton. Der defensivstarke Power Forward soll dem Frontcourt in der Hauptstadt etwas Bosheit verleihen - wird aber zunächst von der Bank kommen.

19. Milwaukee (via Charlotte) holt sich SF/PF Tobias Harris. Der 19-jährige ist blutjung, aber in der Offensive jetzt schon talentierter als Bucks-Backup Mbah a Moute.

20. Donatas Motiejunas zu den Timberwolves - wieso überrascht mich dieser Pick nicht ? Alles, was Kahn in den letzten Jahren abgezogen hat, entbehrt jeglicher Logik. Dieser Pick reiht sich nahtlos ein.

Trade-Alarm: Kahn, der autistische Trade-Aktivist, hat wieder zugeschlagen. Motiejunas und Jonny Flynn werden nach Houston geschickt im Tausch für Brad Miller, den 23. Pick, den 38. Pick und einen zukünftigen Erstrundenpick. Anstatt Veteranen ins Visier zu nehmen, die endlich mal ein paar Siege einfahren, werden auf der Titanic weiter munter die Stühle umgestellt.

21. Portland macht's gant konservativ und holt sich Nolan Smith, einen unspektakulären, künftigen Backup-PG im Stile eines Anthony Carter.

22. Denver zieht Kenneth Faried. Ein klarer Steal für die Nuggets, die sich einen der besten Rebounder aller Zeiten (in der NCAA sogar der beste Brettputzer, den es jemals gegeben hat) gegen Ende der ersten Runde sichern können. Faried wird nie müde und spielt immer hart. Solche Typen setzen sich auf Dauer auch in der NBA durch.

23. Houston draftet hier Nikola Mirotic, einen Shooting Forward aus Montenegro, der vielleicht niemals in die NBA wechseln wird. Dessen Rechte gehen im oben erwähnten Deal direkt zu den Timberwolves.

24. Faszinierende Story wieder aus Oklahoma City. Reggie Jackson brach alle Pre-Draft Workouts ab, nachdem die Thunder ihm versprochen hatten, ihn an Nummer 24 zu ziehen. Genauso kam es dann auch. Jackson ist ein exzellenter Backup-Guard, der perfekt ins OKC-Konzept passt.

25. Boston zieht Marshon Brooks, ein Guard mit absoluter Scorer-Mentalität.

26. Die Dallas Mavericks draften Jordan Hamilton. Ein Trade mit Portland steht kurz bevor.

Trade-Alarm: Blockbuster-Deal zwischen Denver, Dallas und Portland. Die Nuggets erhalten Andre Miller und den oben angesprochenen Jordan Hamilton (26), sowie einen künftigen Zweitrundenpick. Dallas nimmt den enigmatischen Shooting Guard Rudy Fernandez unter Vertrag. Die Trail Blazers haben dafür seit heute einen neuen Starter auf der PG-Position: Raymond Felton.

27. Die New Jersey Nets draften JaJuan Johnson Trade-Alarm: New Jersey schickt JaJuan Johnson (27) zusammen mit einem zukünftigen Zweitrundenpick nach Boston im Tausch für Marshon Brooks (25).

Trade-Alarm: Minnesota draftet weiter planlos in der Gegend herum, schickt Nikola Mirotic (23) nach Chicago im Tausch für den 28. Pick und den 43. Pick

28. Minnesota (via CHI) zieht dann direkt Norris Cole, de facto eine exakte Kopie von Jonny Flynn, der vorher nach Houston verschifft wurde, um Mirotic zu holen, den man ja jetzt gegen Cole getauscht hat. Ein weiterer Kahn-Geniestreich, den ihr nie verstehen werdet !

29. San Antonio selektiert etwas überraschend Lokalmatador Corey Joseph von der Universität Texas. Joseph wird nach dem Abgang von George Hill der Backup von Tony Parker auf der Eins.

30. Ein kleines Happy End für Jimmy Butler und ganz definitiv eine herzergreifende Story. Der Forward aus Marquette wurde von seiner Mutter im Alter von 13 Jahren auf die Strasse gesetzt, fand eine Pflegefamilie, und verwirklicht heute Abend seinen grossen NBA-Traum als letzter Erstrundenspieler mit einem garantierten Vertrag.


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