Trade-Geblubber, Eastern Conference Edition




Die vermischten Gerüche der letzen Tage vor Ablauf der Trade-Deadline (Donnerstag, 20 Uhr MEZ) steigen vielen zu Kopf. Im Web überbietet man sich gegenseitig mit aberwitzigen Behauptungen und Pseudo-Informationen (Dwight Howard nach Miami? Deron Williams nach Dallas? Salary-Cap abgeschafft, oder was?) in der Hoffnung, wärmende Klick-Liebe auf der harten, kalten Datenautobahn zu generieren. NBCHF hilft Euch, aus dem Odeur-Überfluss die wirklich relevanten und wohlduftenden Gerüche heraus zu filtern (und nein, auf Carmelo Anthony für Jason Kidd/Shawn Marion Hirngespinste wird nicht eingegangen).


Dwight Howard/Orlando Magic: der Elefant im Raum ist und bleibt der 26-jährige All-Star Center und seine ungelöste Zukunft in Florida. Seit dem Trainingscamp vergeht kaum ein Tag ohne eine D12-Story. Sein Interesse an allen 29 NBA-Teams und den Harlem Globetrotters ist wohl dokumentiert. Mal will er weg, dann wieder nicht. Man darf mittlerweile davon ausgehen, dass weder ein Paket der LA Lakers um Andrew Bynum noch eines aus New Jersey um den in diesem Jahr dauerverletzten Brook Lopez ausreichen wird, um Magic-Besitzer Rick deVos vor Begeisterung aus seinem Rollstuhl zu reissen. Orlando hat zwar panische Angst davor, Howard im Sommer wie einst Shaquille O'Neal 1996 als Free Agent zu verlieren, steht in der Eastern Conference aber auf Platz 3 und wird einen Teufel tun, den dominantesten Pivoten der Liga ziehen zu lassen. Wohl auch nicht nach Chicago, wo Orlando gerne Luol Deng, Carlos Boozer und Omer Asik abstauben würde. Da hat Dwight etwas dagegen, weil die Bulls bekanntlich nicht auf seiner New Jersey-Los Angeles-Dallas Liste stehen. Das Magic-Management will also kaufen und ist um Upgrades bemüht (Monta Ellis, Steve Nash, Jamal Crawford). Angesichts kleiner Tradechips (JJ Redick) sind die Möglichkeiten von Otis Smith aber stark eingeschränkt. Hedo Turkoglu würde man liebend gerne loswerden, den lahmenden alten Türken und seinen toxischen 35 Millionen Restvertrag will aber niemand haben. Es sieht so aus, als würde Orlando sitzen bleiben und darauf hoffen, dass die Dreierschützen zu den Playoffs so richtig heiss laufen.

Rajon Rondo/Boston Celtics: sehr widersprüchliche Aussagen aus Boston in Bezug auf Rajon Rondo. Coach Doc Rivers hat ihn für unantastbar erklärt, und GM Danny Ainge öffentlich betont, dass er Rondo nicht aktiv zu veräussern versucht. Was aber nicht heissen soll, dass Ainge ("...ich würde dieses Team auseinander reissen, ja.") keine Anrufe entgegen nimmt. Dass Rondo ein elitärer Spielmacher in einer von Point Guards dominierten Liga ist, darüber muss man nicht streiten. Dass sich Gerüchte aus Boston aber seit gut zwei Jahren halten, belegt die schwierige Persönlichkeit des All-Stars und Boston's Unsicherheit mit Blick auf das Ende der Big Three Ära. Mein Bauchgefühl sagt: Rondo bleibt, ebenso wie Ray Allen und Kevin Garnett. Während Garnett's auslaufender 21 Mio. $ Vertrag ihn untradebar macht, generiert Ray Allen gesundes Interesse von Playoff-Teams (LA Clippers, Indiana, Chicago). Vor allem mit den Pacers stand Ainge kurz vor einem Deal. Larry Bird war aber der Preis, den sein ehemaliger Mannschaftskollege und Kumpel verlangte (Tyler Hansbrough plus Erstrundenpick) zu hoch. Ich vermute, dass Ainge den auslaufenden Deal von Jermaine O'Neal (6.3 Mio $) irgendwie einsetzen wird. Ob er damit aber Michael Beasley ergattern kann, ist unklar.

Chicago Bulls: das beste Team der Liga (34-9) wartet nach wie vor auf die Gelegenheit, die Neuakquisition Richard Hamilton an der Seite von Derrick Rose ausgiebig evaluieren zu können. Hamilton wäre in einem potentiellen Finals-Rematch gegen Miami das Zünglein an der Waage - hat aber bisher 27 von 43 Partien verpasst. Obwohl Chicago gegen einen Scoring Guard á la Ray Allen/OJ Mayo/Jamal Crawford oder einen Verteidiger-Typen mit Distanzwurf wie Anthony Parker sicherlich nichts einzuwenden hätte, schätzt Coach Tom Thibodeau Teamchemie und organische Verbesserung von innen weitaus mehr. Die Bulls werden wohl still stehen.

Josh Smith/Atlanta Hawks: der in Atlanta chronisch unterrepräsentierte Smith ("Vielleicht ist es mal Zeit für einen Wechsel") machte seinem Team einen kleinen Strich durch die Rechnung, indem er seinen Trade-Wunsch öffentlich machte. Dass drückt den Preis automatisch nach unten. Teams wie Boston und Golden State wären durchaus bereit, für Smith's Dienste zu mitzubieten. Die Hawks würden für einen elitären Point Guard á la Steve Nash oder Deron Williams so ziemlich das gesamte Inventar verkaufen. Ebenfalls angeschnitten wurde ein Josh Smith/Al Horford Trade für Dwight Howard, der aus Atlanta stammt. Angesichts der strategisch ungünstigen Äusserung von J-Smoove werden die Hawks ihn wohl behalten und sich im Sommer oder nächsten Februar um einen Trade bemühen. Die jüngste Verbindung mit den Cleveland Cavaliers (Smith/Marvin Williams im Tausch für Antawn Jamison/Ramon Sessions) macht für Atlanta wenig bis überhaupt keinen Sinn.

Philadelphia 76ers: die einzige Frage in Philly (25-17, Platz 4 im Osten) dürfte sich im Hinblick auf den zukünftigen Weg stellen. A) Können die Sixers mit ihrer ausgeglichenen, teamdienlichen Spielweise den Bulls und Heat auf Dauer gefährlich werden? Oder B) Sollten Doug Collins und GM Rod Thorn einige der soliden Protagonisten aus dem derzeitigen "Team-Modell" bündeln und gegen einen echten Starspieler eintauschen? Die Antwort in der Stadt der brüderlichen Liebe: A.

Miami Heat: die dunkle Seite der Macht ist mit der derzeitigen Situation höchst zufrieden. Was nicht heissen soll, dass man nicht gerne die Schwachstellen im Backcourt (Mario Chalmers und Norris Cole haben nachgelassen) und unter den Körben (wo noch immer der 250-jährige Kadaver von Juwan Howard aufläuft) ausmerzen würde. Pat Riley lauert nach wie vor auf die Chance, Chris Kaman nach South Beach zu locken. Da Miami keine Tradechips aufbieten kann und knapp eine Milliarde Dollar über dem Salary Cap liegt, soll's ein Hornets-Buyout richten. Die Deadline dafür ist der 23. März. Danach werden alle Neuakquisitionen für die Playoffs untauglich.

Indiana Pacers: Larry Bird sitzt gemütlich in seinem Pacers-Chefsessel und lässt die Dinge mit der ihm eigenen Gemütlichkeit auf sich zukommen. Wieso auch nicht? Die Pacers haben den Rebuild viel schneller gemeistert und sich knapp 10 Jahre nach dem 'Malice at the Palace' wieder in das obere Eastern Conference Drittel katapultiert. Obwohl viele Fans jetzt den Homerun fordern, bleibt Bird cool wie Eisvögel. Ja, ein exzellenter Shooting Guard (Ray Allen, OJ Mayo, Eric Gordon, Jamal Crawford) würde Indiana einen weiteren Schritt nach oben katapultieren. Und ja, finanziell sind die Pacers besser aufgestellt als jedes andere Team in der NBA (14 Millionen Dollar verfügbarer Cap Space). Aber die Zeit ist auf Bird's Seite. Wenn der richtige Deal ausbleibt, hat Indiana im Sommer genügend Flexibilität, um einen entscheidenden Move zu tätigen. Chris Kaman wird ebenfalls mit den Pacers in Verbindung gebracht. Im Gegensatz zu Miami hätte Indiana die Mittel, ihn direkt (via Trade) zu verpflichten.

Cleveland Cavaliers: Antawn Jamison wäre aufgrund seines auslaufendes Deals das logische Ziel für interessierte Playoff-Teams. Der hohe Preis (15 Millionen) dürfte einen lukrativen Trade aber unmöglich machen. Für Cleveland ohnehin besser, denn die Playoffs sind in Reichweite (nur 1W Rückstand auf die Knicks), und ohne Jamison's Scoring nicht zu schaffen. Viel realistischer ist ein Ramon Sessions oder Anthony Parker Trade.

Milwaukee Bucks: Andrew Bogut ist verfügbar geworden, auch weil der Bucks-Angriff mit Drew Gooden und Ersan Ilyasova zur Zeit floriert. Der Australier verdient in den nächsten drei Jahren knapp 40 Millionen Dollar. Golden State, wie immer auf der Suche nach einem Big Man, würde ihn mit Kusshand verpflichten wollen, hat aber wohl nicht die notwendigen Ressourcen, um die Bucks zu beeindrucken. Wer Bogut will, muss zudem den in Ungnade gefallenen Stephen Jackson mit aufnehmen. Macht nach Adam Riese knapp 21 Mio. $ pro Jahr auf einen Schlag. Dass Brandon Jennings für "den richtigen Preis zu haben" wäre, überrascht in etwa genauso sehr wie die Aussage, dass man mit "ein wenig Glück" 6 Richtige im Lotto treffen kann.

New York Knicks: die horrende Niederlagenserie (7 von 9 verloren) bringt zwangsweise Gerüchte um mögliche Carmelo Anthony und/oder Amare Stoudemire Trades in Umlauf. Wenn jemand "getradet" wird, dann ist das gegen Ende der Woche Head Coach Mike D'Antoni. Assistenztrainer Mike Woodson ist der grosse Kandidat auf seine Nachfolge - zumindest bis zum Saisonende, wenn Phil Jackson wieder aus der Versenkung auftauchen und in New York die Triangle Offense etablieren wird.

Detroit Pistons: Joe Dumars und Pistons-Fans sind zufrieden mit den Ergebnissen, die ein Monroe-Stuckey-Knight Herzstück in den letzten Wochen erspielt hat (10-7 Siege nach Katastrophen-Start). Das Gerüst für das Team der Zukunft steht. Wenn es Dumars jetzt noch irgendwie gelingt, auch nur einen der unbeliebten Verträge von Ben Gordon, Charlie Villanueva oder Will Bynum für einen Draft-Pick oder zukünftige Flexibilität abzustossen, hat er viele seiner alten Fehler wieder ausgemerzt.

Toronto Raptors: obwohl Jose Calderon als heisser Tradekandidat gehandelt wird, bleibt er in Toronto. Die Gründe dafür habe ich bereits im Montagsmailbag eräutert. Sein Gehalt liegt im zweistelligen Millionenbereich, und den Raptors fehlt ein adäquater Langzeitersatz auf den Eins. Absolut verfügbar ist aber Leandro Barbosa (wird mit Minnesota und den LA Lakers in Verbindung gebracht) und neuerdings auch Backup-PG Jerryd Bayless. Toronto will Draft-Picks.

New Jersey Nets: Deron Williams plus Dwight Howard in Brooklyn...oder der absolute Supergau! Ganz heiss diskutiert in diesen Stunden: Anthony Morrow für Michael Beasley. Bleibt Howard in Orlando - und weil man sich in New Jersey ohnehin sicher ist, D12 als Free Agent verpflichten zu können - werden die Nets so ziemlich alles abzustossen versuchen, was nicht in die Langzeitpläne passt.

Washington Wizards: Überraschung, Überraschung! Alle Spieler ausser John Wall sind erhältlich. Gut möglich, dass ein verrückter Professor (oder ein Veteranen Coaching staff) sich talentierter aber geistig debiler Problemkinder wie Nick Young oder Javale McGee freiwillig annehmen will (nicht Andray Blatche). Was Washington aber dringender braucht ist ein Erzieher/Babysitter/Kindergärtner.

Charlotte Bobcats: will jemand freiwillig Boris Diaw, das treibende Forward-Floß aus Frankreich? New Jersey scheint ernsthaft interessiert zu sein. DJ Augustin ist während des Wochenendes auf dem Trade-Radar aufgetaucht. Sein Mini-Gehalt (3.2 Millionen) macht einen Deal aber aus Sicht der 'Cats völlig unlukrativ, auch wenn zur Zeit mit Portland (im Tausch für Jamal Crawford) verhandelt wird. Charlotte wird sicherlich darauf bestehen, die Knebelverträge von Corey Maggette und Desagana Diop irgendwie involvieren zu können. Viel Glück, MJ!


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