Donuts, 2. April




Klassische Kobold-Klatsche: wer ist hier eigentlich das müde und verbrauchte Team? Boston knüppelte Miami in eigener Halle einmal mehr grün und blau dank individueller Klasse und einem alles entscheidenden 29-8 Zwischenlauf im dritten Spielabschnitt. Es war der 8. Celtics-Heimsieg gegen Miami in Folge. Avery Bradley (13) neutralisierte Dwyane Wade mit exzellenter Defensivarbeit (nur 6-17 FG für Wade). Kevin Garnett sorgte dafür, dass Chris Bosh heute per Vermisstenanzeige gesucht wird. Paul Pierce erzielte nicht nur ebenso viele Punkte wie Lebron James (23), sondern hielt ihn zum zweiten Mal in dessen Karriere ohne einen einzigen Assist. Und Chefchirurg Rajon Rondo (16/11/14) sezierte die sterblichen Überreste der Heat-Defensive und hatte am Ende der OP ein weiteres Triple Double entfernt.

Revitalisiert: Vor einem Monat wirkten die Celtics wie der 95-jährige Uropa, der japsend im Sterben liegt und noch letzte Sätze vor sich hin murmelt, bevor ihn das Zeitliche segnet. 15-5 Siege später hat sich Boston in der Atlantic Division als Spitzenreiter breit gemacht und hat gute Karten, sogar noch Platz 3 von Orlando zu stibitzen (1.5 Siege Rückstand). Dass der beeindruckende Run trotz enormem Verletzungspech zustande kam, gibt näheren Einblick in die ausgezeichnete Arbeit von Head Coach Doc Rivers und dem verbesserten Spiel von Veteranen wie Kevin Garnett oder Youngstern wie Avery Bradley (5-0, seit Bradley den verletzten Ray Allen in der Startformation ersetzt hat). Auch wenn der Restspielplan bestialisch ist: dieses Team ist brandgefährlich und hat noch mindestens eine Kugel im Kanonenlauf. Niemand will im Osten gegen Boston antreten. Miami schon zwei mal nicht.




Gleichgültig und auswärtsschwach: auch wenn sich die Heat-Stars vor der Kamera cool wie Eiszapfen geben, spüren auch sie die Hitze der aktuellen Niederlagenserie. Miami's Bilanz seit dem All-Star Wochenende ist mit 10-7 leicht besorgniserregend. Man hat 5 seiner letzten 11 Partien verloren, auswärts sogar 7 der letzten 11. Das immense Tempo der ersten beiden Monate, und damit einhergehend die gefürchtete Trap-Defensive, ist zumindest in fremden Hallen non-existent. Verstörender als diese ständigen Stimmungsschwankungen wie bei einer ovulierenden Operndiva ist eigentlich nur die kollektive Gleichgültigkeit von James, Wade & co. Ja, Miami hat das spielerische Talent, um Gegner zu dominieren. Die schier unmenschliche Athletik seiner Topstars verleitet zu dem Glauben, jederzeit den sprichwörtlichen Hebel umlegen zu können. Und die fast perfekte Heimbilanz (man hat die letzten 15 Spiele in der AAA gewonnen) lässt Heat-Fans nachts ruhiger schlafen. Aber die Art, wie man in fast jedem Statement-Spiel seit dem ASG (gg. Boston, OKC, Chicago und LA) empfindliche Klatschen kassiert hat und jede einzelne davon als irrelevant abtun will, verdeutlicht die mentale Beschaffenheit dieses Ballclubs. Für eine Mannschaft mit dieser Talentdichte und nach dem Debakel in den Finals absolut inakzeptabel!

Donnerwetter: wenn es irgend ein Team im Westen gibt, dass dem Thunder-Moloch derzeit Paroli bieten kann, dann zeigt es mir. Die Spurs haben in einer 7-Spiele Serie keine Chance gegen OKC's Grösse und Athletik. Gegen die Lakers, Dallas und Memphis konnte das Team von Scott Brooks 8 von 9 Partien gewinnen. Innerhalb einer Woche hat man drei Meisterschaftsanwärter (Miami, LA, Chicago) im nationalen Fernsehen nicht nur geschlagen, sondern regelrecht demoliert (+39). Das All-Star Duo Durant/Westbrook spielt den besten Eins-Zwei Punch Basketball der Liga und hat Oklahoma City endgültig in die Favoritendiskussion katapultiert.




Veteranen-Weisheit: Zwei unterschätzte Gründe für OKC's jüngste Explosion sind die beiden Dorfältesten Kendrick Perkins und Derek Fisher. Perkins nahm sich vor knapp zwei Wochen Westbrook und Durant zur Brust und forderte beide heraus, jede persönliche Agenda (MVP, Scoringtitel, "bester PG der Liga", etc.) hinten an zu stellen und sich fortan nur noch auf das kollektive Ziel zu konzentrieren. Beide sind seither kaum zu halten, erzielen 27 PPG bei 53% aus dem Feld und harmonieren besser als eh und je. Auch Neuzugang Derek Fisher versprüht in der Umkleidekabine eine Führungsqualität und Championship-Aura, die das junge Thunder-Team auf das ultimative Ziel "Titelgewinn" kalibriert hat. Mit Fisher in der Lineup hat OKC bisher noch nicht verloren (6-0).

Unter Kontrolle: Pacers-Fans fragen sich schon länger, wieso Danny Granger nicht immer so spielen kann. Das Talent ist immer da, keine Frage. Aber Konstanz bleibt für DG nur ein Ort in Süddeutschland. Gestern spielte Indiana's Forward abgebrüht, im Fluss der Offense und mit der notwendigen Dringlichkeit, wann immer es darauf ankam. Er erzwang es nicht, wie so häufig. Er passte den Ball. Er putzte die Bretter. Und er verteidigte, so wie beim entscheidenden Block in der letzten Sekunde. Am Ende standen hinter seinem Namen 32 Punkte, 6 Dreier, 7 Rebounds, 3 Assists und 2 Blocks im Box Score. Es war seine kompletteste Saisonleistung beim 104-102 Overtime Sieg in Houston.

Manimal House: Kenneth Faried, der zu Beginn der Saison überhaupt keine PT ergattern konnte, ist in Denver zum Schlüsselspieler geworden. Der Rookie hat Nuggets-Coach George Karl vollends überzeugt und steht in der Crunchtime auf dem Feld, wo er dank seiner Reboundarbeit und Defensive Spiele entscheidet. So auch gestern beim 104-101 Sieg in Orlando, wo Faried 9 Rebounds pflückte und mit 2 Blocks in den letzten vier Minuten den Nagel in den Magic-Sarg klopfte. Und er hat Spass dabei: "Es ist herrlich, wenn der gegnerische Trainer wütend wird und eine Auszeit nehmen muss. Und wenn der Gegner sich fragt, warum ich immer am Brett bin und alles abräume und einfach nicht aufhören kann."




Überzeugende Lakers: Kobe Bryant's 40 Punkte bei 16-28 aus dem Feld stechen zwar heraus, aber Pau Gasol (26 Punkte, 11 Rebounds, 6 Assists) und Ramon Sessions (23 Punkte, 9 Assists) waren ebenso brilliant und führten die Lakers auch ohne Andrew Bynum (Sprunggelenksverletzung im Q1) zum 22. Sieg im heimischen Staples Center. Nur Oklahoma City hat in eigener Halle mehr Spiele gewonnen (23).

Letzte Strohhalme: Phoenix und Portland mussten gestern ihre vermeintlich leichten Duelle gewinnen, um ihre schwindenden Playoff-Chancen zu wahren. Die Suns dominierten gegen New Orleans dank Jared Dudley's 21 Punkten und Steve Nash's 14 Assists. Portland gewann gegen schnell sinkende Timberwolves zu Hause dank LaMarcus Aldridge (26) und Nic Batum (24) und schob sich an Minnesota vorbei auf Platz 11. Phoenix bestreitet 9 seiner letzten 13 Partien gegen Playoff-Teams, Portland nur 5.


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