West Playoffs Rd. 1: Spurs - Jazz



San Antonio ist derzeit das absoute Nonplusultra in der Basketball Association. Das Team von COY-Kandidat Greg Popovich zerstörte in Saisonhälfte zwei nicht nur die gesamte Konkurrenz und gewann 25 seiner letzten 29 Partien, sondern liess auch noch alle Experten, die sie im Dezember abgeschrieben hatten, uralt aussehen. Die Spurs siegten nicht nur, sondern nahmen ihre Gegner mit zuletzt 16 Punkten Unterschied pro 100 Angriffen regelrecht auseinander - ein doppelt so hoher Wert wie die Differenz des bilanzbesten Teams Chicago. Dass die Spurs einer der grossen Titelfavoriten sind, kommt also nicht von ungefähr. Utah beendete die reguläre Spielzeit mit bärenstarken 9-4 Siegen im April und katapultierte sich an Houston und Phoenix vorbei in die Playoffs - eine bemerkenswerte Errungenschaft angesichts der Tatsache, dass man vor knapp einem Jahr seinen damaligen Franchise-Spieler Deron Williams nach New Jersey tradete und einen Rebuild einleitete. Ganz gleich also, wie diese Serie ausgeht: der Jazz hat schon jetzt alle Erwartungen bei Weitem übertroffen. Was jetzt noch kommt, ist die Kirsche auf der Kirsche auf der Sahne auf der Torte.


Stärken/Schwächen

Als die Spurs ihre ersten vier Meisterschaften gewannen, taten sie das mit beinharter Verteidigung und einer Fleischwolf-ähnlichen Spielweise, bei der Gegner langsam und resolut zu Hackfleisch verarbeitet wurden (und mit ein wenig Nachhilfe von "ganz oben", wenn es eben sein musste). Welch ironische Schicksalswendung, dass die Chancen des grossen alten Mannes Tim Duncan und Coaching-Genies Popovich jetzt, gut 13 Jahre nach ihrem ersten Titelgewinn, auf Uptempo-Offense ruhen. San Antonio hat den mit Abstand besten Angriff der Liga und netzt pro Abend 103.7 PPG ein. Duncan spielte weniger als je zuvor und wirkt frisch und agil. Manu Ginobili war zuletzt wieder in All-Star Form, nachdem er mehrere Wochen verletzt pausieren musste. Tony Parker spielte sich nicht nur in die MVP-Diskussion, sondern dominierte den Jazz in der regulären Saison (3-1 Spurs) mit 22 PPG und fast 10 Freiwürfen pro Partie. Zu den eigenen Big Three gesellt sich noch die beste Ersatzbank der Liga, die mit Boris Diaw, Stephen Jackson und Patty Mills im März weiter aufgestockt wurde. Der Erfolg trägt Popovich's Handschrift, der es wie kaum ein anderer Coach in der Geschichte des Spiels versteht, sein gesamtes Personal an die Spielphilosophie anzupassen und Topleistungen zu extrahieren. Dank seiner mobilen P&R lastigen Drive and Kick Offensive und hohen Trefferquote von Weit ist San Antonio fast unmöglich zu besiegen. Wenn überhaupt, ist das Team nur im Interiör zu knacken, wo sich die Grössennachteile des Spurs-Frontcourts bemerkbar machen.

Darum gilt es für Utah, früh und oft den Ball nach innen zu bringen, wo Al Jefferson und Paul Millsap das wohl gefährlichste Inside-Tandem nach Bynum und Gasol stellen. Jefferson (19.2 PPG, 9.6 RPG) beendete seine beste Profisaison mit einem Hoch nach dem Anderen, während 'Sap zu einer permanenten Double-Double Gefahr und einem der besten Crunchtime-Spieler der Liga heran gereift ist. Den grössten Leistungssprung machte Sophomore Gordon Hayward, der neue Bestwerte in allen Kategorien aufstellte und zu einer interessanten Mischung aus Perimeter-Scorer und Playmaker geworden ist. Der Jazz spielt schnell und punktet viel (99.7 PPG, Platz 4), hat aber dafür massive Probleme in der Verteidigung. Es fehlt sowohl an flinken Flügeln, die gegnerische Penetration stoppen können, als auch am Peiniger unter dem eigenen Brett. Jefferson kann es nicht, Favors spielt zu wenig und Kanter ist davon noch 2-3 Jahre entfernt. Mit der zweitschlechtesten P&R Defensive der Liga werden die Musikanten gegen die beste Offense ihr grün-blaues Wunder erleben.


Matchup-Vorteile

PG: Spurs
SG: Spurs
SF: Jazz
PF: -
C: Jazz
Bank: Spurs
Coach: Spurs


Prognose

Skeptiker glauben immer noch nicht, dass es für die Spurs zum Titel reichen kann. Warum nicht, erschliesst sich vielleicht erst beim zweiten Blick. Die Texaner haben seit 2008 nur eine einzige Playoff-Serie gewonnen und scheiterten letztes Jahr kläglich an Memphis - trotz der besten Bilanz der Liga. Der Glaube ist wohl, dass Utah mit einer ähnlich grossen Lineup ähnlich grossen Schaden anrichten kann. Der Jazz ist aber defensiv löchriger als ein Sieb und allein schon deshalb nicht mit den Grizzlies zu vergleichen. Zudem hat man das Soll schon längst übertroffen und im Playoff-Endspurt zuviel Kraft gelassen. Der Fokus ist also weg. Das, gekoppelt mit der absoluten Überlegenheit des besten Offensivteams in nahezu allen Facetten des Spiels, verspricht eine schnelle, schmerzlose Serie. Die Jazzer gewinnen dank des eigenen Heimvorteils eine Partie - mehr wird ihnen Popovich und seine geniale Spurs-Mutation aber nicht gönnen.

nbachef meint: Spurs in 5


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